Ein sehr, sehr seltener Fall hochsommerlicher Frosttrocknis als Ursache für das plötzliche Absterben aller Nadeln einer einzelnen, ornamentalen Bonsai-Eibe im Botanischen Garten des CID Institutes Weilmünster RJBICIDW ?
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
21. Juni 2018
Von dem guten dutzend Taxus-Bäumen im Botanischen Garten des CID Institutes unterschied sich auffällig eine einzelne, vermutlich durch natürliche Immigration in den Waldpark eingewanderte Eibe nicht nur durch ihre säulenartige Wuchsform sondern auch durch ihr ausgesprochen langsames Wachstum. Erstmals registriert als Spross kurz nach der Jahrtausendwende hat das Bäumchen in rund 17 Jahren gerade mal eine Höhe von 68 Zentimetern erreicht. Bei der bis dato nicht exakt bestimmten Zwerg-Eibe könnte es sich auf Grund ihrer Wuchsform um eine Säulen-Eibe handeln, die auch als Irische Eibe (Irish Yew / Ehogan) Taxus baccata fastigiata bekannt ist.
Würde die Pflanze aus einer gärtnerischen Zucht stammen so könnte das Verknoten der Hauptwurzeln vor dem Einpflanzen als Teil der "Bonsai"-Technik der Grund für den zwergenhaften Wuchs sein, doch sind die Details der Ansiedlung des betrachteten Baumes unbekannt. Unbegrenzt sind dahingegen die nicht selten religiösen Mythen, die sich um diese sagenumwobene Baumart spinnen, die heute in Deutschland unter Naturschutz steht und in vergangenen Jahrhunderten in manchen Landesteilen als ausgerottet galt und in der Forstwirtschaft in der Folge durch Fichten und Tannen ersetzt wurde, da Eiben zu unregelmässigem Wuchs tendieren während die bekannteren Nadelbäume industriell verwertbare "genormte" Stämme liefern und viel schneller an Grösse zunehmen.
Eiben wachsen zum Beispiel in Grossbritannien häufig auf Kirchhöfen, vermutlich weil sie dort überlebten. In England sind über 500 Churchyards bekannt, deren Eiben älter sind als die Kirchgebäude selbst. Eiben gelten dort als Symbol der Unsterblichkeit und halten als potente Giftpflanzen gleichzeitig Frassfeinde, Schädlingen und Pathogene von sich selbst fern oder dienen als Quelle für Toxine, die heute insbesondere in der Medizin als Gegengifte z.B. gegen Krebserkrankungen eingesetzt werden (Taxol / Paclitaxel). Historisch fand Eibenholz Verwendung für die Herstellung von Weinfässern (coffin of the vine) oder als Baumaterial für Bögen, während mit Eibensaft angeblich die Spitzen der verschossenen Pfeile vergiftet worden sein sollen.
Todes-, Wiederauferstehungs- und Ewigkeits-Zeremonien werden in esoterischen Kreisen auch heute noch oft mit Eiben oder ihren Bestandteilen in Verbindung gebracht, z.B. bei Räucher-Zeremonien. Der in mittelhochdeutsch Ib oder Yb genannte Baum wird dabei als mit Geistwesen wie Feen und Elfen (Elben, Alben) in Verbindung stehend betrachtet. Der spanische Name für Eibe, "Tejo", ähnelt phonetisch den Begriffen für Dach (techo) oder Dachziegel (teja). Ebenso phonetisch Verwechslungsträchtig ist der englische Name der Pflanze, "Yew".
Vermutlich dank ihrer potenten Inhaltsstoffe gelten Eiben als extrem resistent und sind praktisch keine natürlichen Krankheitserreger bekannt, welche die Eibe existenziell gefährden könnten. Wenige Phythopathogene wie zum Beispiel Pilze erzeugen bisweilen lokale Nadelverfärbungen an neuen Trieben die allerdings nicht zum Absterben der gesamten Pflanze führen und von dieser vegetativ wieder ausgeglichen werden können. Auch Pehl und Wulf bestätigen in ihrem Artikel "Nadelschäden an Taxus baccata L. durch Cryptocline taxicola" (Nachrichtenblatt Deutscher Pflanzenschutzdienst (45) 10 / 266-268 - 2002 Ulmer) das für Eiben nur wenige Hinweise auf Pilz- und Insektenschäden existieren und existenzbedrohende pathologische Schadensursachen bei Eiben nicht bekannt sind.
Phänomenologisch interessant ist daher die nähere Betrachtung des "Plötzlichen Eibentodes" an der oben beschriebenen Einzelpflanze im Botanischen Garten des CID Institutes im Juni 2018. Nachdem die Eibe am 4. Juni durch eine plötzliche Nadelverfärbung aufgefallen und fotografisch in ihrem Blattfarbzustand komparativ registriert worden war, verschlechterte sich ihr Zustand innerhalb von weniger als einer Woche drastisch, wobei sich die lokalen Nadelblattverfärbungen über die gesamte Pflanze ausdehnten und die bislang noch in unterschiedlichen grünen Farbtönen gefärbten Pflanzenteile sich vollständig braun zu verfärben begannen. Weitere 7 Tage später erscheint nun das gesamte Nadelwerk als vollständig braun verfärbt und vertrocknet so dass der Baum nach nur 2 Wochen äusserlich scheinbar abgestorben aussieht.
Detailbetrachtung der Nadelfarbvariationen an der Zwerg-Eibe im Botanischen Garten des CID Institutes am 4. Juni 2018
Blattfarbvergleich der erkrankten Eibe zu einem gesunden Ast einer Taxus baccata am 4. Juni 2018
Ausdehnungsgrad der Nadelblattverfärbungen am 11. Juni 2018 (oben : Ostseite, unten : Westseite)
Zustand der Pflanze am 20. Juni 2018
Nadeldetailbetrachtungen zeigen keine deutlich erkennbaren Anzeichen für eine äusserliche Pilzerkrankung der Pflanze. Somit reduzieren sich die möglichen pathogenen Faktoren auf systemisch wirkende Toxine oder phyikalischen Schadwirkungen, zum Beispiel Kälte. Eine Wurzelerkrankung oder negative Änderungen im Pflanzgrund bleiben dagegen als Krankheitsauslöser unwahrscheinlich, da weder Bodenwasser-Überschuss noch -Mangel am Wuchsplatz herrschten, noch der kurze Zeitraum des vollständigen Absterbens der Nadeln mit dem langsamen Fortschreiten einer Wurzelerkrankungs-Folgesymptomatik koinzidieren. Im Garten werden desweiteren vom CID Institut keine Agrachemikalien angewandt so dass ein zeitgleicher Totalschaden am gesamten Wurzelwerk der Pflanze nur in Folge der gezielten Einbringung eines unbekannten Wirkstoffes (Batteriesäure, Frostschutzmittel, ...) von externer Seite erklärbar wäre.
Nahbetrachtung der Nadel- Ober- und Unterseiten ohne erkennbare Spuren eines Pilzbefalles
Wahrscheinlicher zur Erklärung der schnellen Blattverfärbung ist die Einwirkung eines Herbizides auf die gesamte Pflanze welches in die Photosynthese der Pflanze eingreift und das Chlorophyll zersetzt, abbaut oder Regenerationsmechnanismen des grünen Blattfarbstoffes ausschaltet. Solche Substanzen sind als "bleichende Herbizide" oder "Bleicherbizide" in der Agrochemie bekannt und werden zum Beispiel unter den Produktnamen Amitrol, Dichlormat, J 334 / 738 / 352, Beflex, Bacara, Carmina, Herold, Trinity, Viper, Callisto, Calaris, Elumis, Adengo, Echelon, etc. als Hemmer der Carotinod-Synthese angeboten und führen zum "Verbrennen" der Photosynthese-Moleküle der Pflanze unter dem Sonnenlicht.
Als physikalische Auslöser eines Kälteschockes, der auf die Pflanze eingewirkt haben könnte, kommen natürliche Faktoren für die winterharte und immergrüne Eibe, die gut an die Klimabedingungen unserer Naturregion angepasst ist, nicht in Frage. Cryo-Sprays, wie sie in der Medizin operativ eingesetzt werden oder zur Begleitung von Zahnbehandlungen (Vitalitätstest) dienen, sind in ihrer Verbreitung auf ärztliche Praxen beschränkt. Die Frage, ob technische Kälteschocksprays oder medizinische Cryo-Sprays flächig über einer Gartenpflanze ausgebracht den an der schnell abgestorbenen Eibe beobachteten Nadelblattnekrose-Effekt erzielen würden, wäre experimentell zu überprüfen.
Ein nunmehr sicherer, weiterer Nachweis des Vorkommens der vom Aussterben bedrohten Schwarzen Mauerbiene (Mörtelbiene) Megachile parietina (Chalicodoma muraria) Geoffroy in Fourcroy 1783 (Hymenoptera : Megachilidae) im Botanischen Garten des CID Institutes Weilmünster RJBICIDW
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
7. Juni 2018
In der vorvorletzten Publikation dieser Schriftenreihe vom 17. März 2018 war vom Fund eines Bruchstückes einer grossen, schwarzen Hymenoptere am Schulhaus in der Nassauer Strasse 21 im Spätsommer 2017 und von der Beobachtung eines an der sonnenexponierten, südlichen Hauswand des Gebäudes fliegenden Insektes vermutlich derselben Art am 15. März 2018 berichtet worden und die Vermutung geäussert worden, dass hier mit hoher Wahrscheinlichkeit die bisher nur in Süddeutschland registrierte und dort vom Aussterben bedrohte Mörtelbiene Megachile parietina beobachtet worden ist. Die Ferndiagnose stützte sich dabei auf Berichte ehemals im Schulhaus wohnender Lehrer aus den 70er Jahren, die meinten, die Mörtelbiene dort beobachtet zu haben aber eine Verwechslung mit der Blauschwarzen Holzbiene Xylocopa violacea nicht ausschliessen konnten, die im benachbarten Sägewerk gesichtet worden sein soll. Körpermerkmale des Fundstückes deuteten eher darauf hin, dass es sich bei der Sichtung tatsächlich um die Mörtelbiene gehandelt haben müsste, doch war nicht nachweisbar, ob der gefundene Insektenkörper von einem am Schulhaus lebenden Insekt stammte oder ob er dorthin gebracht worden war, so dass alle wissenschaftlichen Schlussfolgerungen im Artikel relativiert werden mussten.
In seinem Werk "Die Wildbienen Baden-Württembergs" von 1990 gibt Paul Westrich einen guten Überblick über die Entwicklung der Bestandssituation von Megachile parietina in diesem Bundesland, wobei das dabei entstehende Bild allerdings ausgesprochen düster ausfällt, denn mit Ausnahme von 3 im Jahre 1990 noch bekannten Standorten waren alle Populationen in Baden Württemberg erloschen, wobei letztlich auch in den verbliebenen Reservaten Tuniberg und Kaiserstuhl insbesondere durch Einwirkung von Menschen, die gezielt die Ton-Nestbauwerke der Bienen zerstörten, die Bestandsituation so gefährdet wurde, dass nur noch im Nördlinger Ries ein grösseres Vorkommen sicher weiter existierte.
Diese Vorkommen der Mörtelbiene im Nördlinger Ries wurden dann in 2001 von Detlev Mader für den Kreis Nürnberger Entomologen bestätigt, genau untersucht und beschrieben und in der Zeitschrift GALATHEA 17/1-2001(27-55) mit detaillierten Abbildungen der Nestbauwerke präsentiert. Aus menschlichen Siedlungsräumen wurde Megachile parietina als fast vollständig verschwunden gemeldet, wohl insbesondere wegen ihrer grossen, auffälligen Tonnester an Hauswänden, die "an die Wand geworfenen Lehmplacken" ähneln und von Nicht-Kennern derer Schutzwürdigkeit vermutlich beseitigt werden. In Naturräumen bevorzugt die Mörtelbiene Trockenstandorte mit offenen Felswänden und grossen Steinbrocken wo sie dann aber auch wieder unter dem Konkurrenzdruck des Menschen gerät, zum Beispiel durch Steinsammler, Cross-Gelände-Fahrer oder Bergsteiger, die nach Berichten von Naturwissenschaftlern gezielt Nester in Naturreservaten Baden Württembergs zerstört haben sollen.
Es ist aber zu erwarten, dass sich die Bestandssituation von Megachile (Chalicodoma) parietina wieder verbessert und die Tonbienen-Art sich auch über ihre bisher bekannten Verbreitungsareale in Bayern, Baden Württemberg und Rheinland Pfalz hinaus ausdehnt. Schon Meldungen von Rainer Ullrich aus dem Jahr 2012 (DELATTINIA 38:267-284 /2012) weisen auf ein neues Vorkommen der "Black Mortar Bee" im Saarland "im Bliesgau" hin. Doch ist wie gesagt wegen der Berichte von Sichtungen der Mörtelbiene in Weilmünster in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die aktuelle Beobachtung genaugenommen kein Neufund oder Neunachweis (new record) für Hessen sondern nur eine Bestätigung eines bekannten Vorkommens. Wegen der erwähnten Zerstörungsempfindlichkeit der Nestbauten der Biene kann auch angenommen werden, dass existente Neststandorte von Kennern der Art und Naturschützern nicht publiziert werden um so gezielte Attacken auf die Populationen zu vermeiden.
Die Nestbauplätze von Megachile parietina in Weilmünster sind auch dem CID Institut nicht bekannt. Trotzdem kann die Existenz dieser Art nun sicher bestätigt werden, nachdem ein Weibchen dieser wertvollen Toninsekten-Art am 5. Juni 2018 beim Blütenbesuch der ersten im laufenden Sommer aufgeblühten Schlafmohn-Blume im Botanischen Garten des CID Institutes ( JARDIN BOTANICO INSTITUTO CID RJBICIDW ) beobachtet und fotografiert werden konnte. Die Publikation dieser Meldung soll Hausbesitzer und zu erwartende Finder der Nester dieser seltenen Tierart darauf hinweisen, dass sie beim Entdecken von "Lehmplacken"-Nestern der Mörtelbiene an Hauswänden diese auf keinen Fall entfernen oder beschädigen sollen. Detailabbildungen können in den beiden verlinkten Publikationen von Mader & Ulrich eingesehen werden.
Grosse Schwarze Mauerbiene (Mörtelbiene) Megachile parietina (Chalicodoma muraria) Geoffroy in Fourcroy 1783 an der Blüte einer Schlafmohn-Pflanze (Papaver somniferum) im Botanischen Garten des CID Institutes in Weilmünster (Weinberg) am 5. Juni 2018
Fotografie: Peter Zanger / Foto CID
Ein unerwarteter Fund: Panzerwelse (Pterygoplichthys pardalis) aus dem Amazonas im Perlenfluss in Süd-China
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
23. Mai 2018
Einleitend zum nachfolgenden Artikel ist zuerst die Fragestellung einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen, ob eine Artikelserie über die Natur des Weiltales Fundmeldungen von Tier- oder Pflanzenarten von ausserhalb des etablierten Untersuchungsgebietes publizieren darf. Natürlich darf sie es. Insbesondere auch deswegen, weil so das Interesse der Leserkreise an über den eigenen, engen Naturraum hinausgehenden Themen geweckt wird und desweiteren, weil die betrachtete Tierart sich gegenwärtig weltweit stark über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus ausbreitet und sich wohlmöglich bereits auch auf den Weg in "unsere" Flüsse gemacht hat oder sogar dort schon angekommen ist, ohne aber bisher entdeckt worden zu sein. So soll dieser Artikel zur Vorbereitung des ersten Fundes eines Amazons-Panzerwelses in der Lahn dienen. Trübe genug wäre sie ja.
Anlass der auf den ersten Blick hin ungewöhnlichen Fundmeldung war eine Geschäftsreise des CID Institutes nach China, welche wie üblich zu begleitenden fotodokumentarischen Exkursionen genutzt wurde. Dabei wurden am ehemaligen Werftengelände des Taigucang Quai in Guangzhou (dem ehemaligen Kanton) Reusenfischer beim Einholen ihres mageren Fanges aus dem Pearl River (Perlenfluss) begleitet. Neben einem unwirklich goldglänzend anmutenden Goldfisch wurden die 2 einzigen grössere Fische des Fanges von den Fischer sofort beiseite, vor die Füsse des Fotografen geworfen und konnten somit eingehend portraitiert werden.
Einholen des Reusen-Netzes aus dem Pearl River am Taigucang Quai in Guangzhou
Die auf den ersten Blick hin praehistorisch wirkenden Fische waren dem CID Institut erstmals bei Marktbesuchen im Barrio 20. de Julio in Süd Bogota im Jahre 2001 aufgefallen, wo damals ähnliche Amazonas-Panzer-Welse als seltene Aquarienfische gehalten und gehandelt wurden. Panzerwelse sind harmlos und ernähren sich von Detritus den sie mit ihrem speziell dazu geformten Saugmund vom Gewässerboden aufnehmen. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet scheint im Amazonas- und Orinoko-Becken zu liegen. Ihre biosystematische Klassifizierung scheint in Bewegung zu sein. Möglicherweise wurden Panzerwelse (Armoured catfish, Harnischwelse) bisher auf Grund unterschiedlicher Trivial- und Gattungsnamen in unterschiedlichen Weltregionen als unterschiedliche Arten betrachtet. Aber auch die Umsiedlung der Fische zu Zuchtwecken zum Beispiel von Lateinamerika nach Südostasien könnte in den letzten Jahrzehnten zur heutigen Verbreitungssituation beigetragen haben wobei durch die Faunenvermischung auch schon neue Kreuzungsformen oder Unterarten entstanden sein mögen.
Pterygoplichthys pardalis aus dem Pearl River in Guangzhou
Trotz der allgemeinen systematischen Zuordnungsprobleme wurde der wunderschön gezeichnete Wels vom CID Institut anhand von Internet-Foto-Vergleichsbildern der Gattung Pterygoplichthys zugeordnet und innerhalb der Gattung mit grosser Wahrscheinlichkeit der Art Pterygoplichthys pardalis. Massgeblich dabei war u.a. die Zahl der Rückenflossenstacheln und die Zeichnungsmuster von Kopf und Körperseiten sowie die Tatsache, dass diese Art in Südostasien u.a. in Manila (Philippinen) eingeführt wurde und sich dort stark vermehrt. In Südostasien sind Pterygoplichthys Vorkommen mittlerweile auch in Taiwan, Vietnam, Java, Bangladesh und Australien registriert.
Der Sohn des chinesischen Fischers präsentiert stolz seinen Fang dem Fotografen
Panzerwelse gelten als für den menschlichen Verzehr weitgehend ungeniessbar und haben wohl auch wenig natürliche Feinde in ihren Lebensumgebungen, was ihre starke Vermehrung fördert. Neben ihrer Verwendung als Zucht- und Zierfische dürfte ihr ökologischer Nutzen möglicherweise in der Gewässereinhaltung bestehen. Bei Fischern gelten sie eher als unbeliebte Beute, da sie angeblich Netze beschädigen würden. Nach dem "Handbuch für biologisch invasive Arten und deren Management in China" trägt P. pardalis angeblich zur Strukturänderung von Flussufern und deren Erosion bei und träte in Konkurrenz mit dort einheimischen Arten. Andere Quellen besagen, dass die Panzerwels-Art in China in Teichen künstlich vermehrt bzw. gezüchtet wird.
Der für kurze Zeit gefangene Amazonas-Panzerwels kurz vor seiner Wiederfreilassung in den Pearl River von Guangzhou
Wie immer auch sich die wissenschaftliche Klassifizierung in ihren Bemühungen um eine weltweit übereinstimmernde, einheitliche Artenzuordnung und Benennung im Falle der Panzerwelse weiterentwickeln wird, das hier portraitierte und beschriebene Exemplar kann an der Gestaltung seiner Umgebung und Vermehrung seiner Spezies vermutlich noch lange mitwirken, denn es wurde nach dem Fototermin aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer von den Fischern zur Wiederfreilassung freigegeben und in die Fluten des Pearl River zurückgeworfen. Ob sein schönes Zeichnungsmuster Anlass hierfür war oder die flehenden Bitten einer Anwesenden wird wohl das Geheimnis der Fischer bleiben.
Ein aussergewöhnlich seltenes Ereignis : Filmregistrierung des Nestbaues einer Zweifarbigen Schneckenhausbiene Osmia bicolor im Botanischen Garten des CID Institutes.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
11. Mai 2018
Für Weilmünster im Taunus (nördlich von Bad Homburg und Usingen) stellt der Botanische Garten des CID Institutes nicht nur aus pflanzenkundlicher Sicht eine wertvolle Besonderheit dar. Dank seiner abgeschiedenen Lage und ungestörten Umgebung sowie der Vielfalt der Pflanzenwelt ist der Waldpark-Garten des Institutes, welcher sich seit 4 Jahren in Umstrukturierung hin zu einem Erhaltungs- und Vermehrungsgarten für seltene, wertvolle und Heilpflanzenarten sowie Neophyten befindet, ein Refugium und Attraktionspunkt für zahlreiche Insektenarten insbesondere die tonbauenden Bienen und Wespen sowie die Wildbienen.
Eine der skurrilsten und merkwürdigsten Toninsekten ist Osmia bicolor. Die Zweifarbige Schneckenhausbiene beginnt ihren Jahres-Entwicklungszyklus im zeitigen Frühjahr so wie andere Osmia Arten auch. Gleichsam wie die bekannteren und sehr viel häufigeren Mauerbienen ist sie pelzig behaart und schwarzrot gefärbt. Auch in der Körpergrösse unterscheidet sich Osmia bicolor kaum von der ebenfalls im Botanischen Garten des CID Institutes häufigen Osmia cornuta und letztlich haben alle "Osmien" gemeinsam die Angewohnheit, natürliche Kavitäten für die Aufzucht ihrer Brut zu suchen in welchen sie aus herantransportiertem, irdenen Baumaterial Kämmerchen mit Tonwänden anlegen und den Eingang dieses Nestbauwerkes dann mit einem Tondeckelchen verschliessen.
Das erwähnenswert Besondere am Nestbauwerk von Osmia bicolor ist aber, dass sie erstens ihre Brutkammern in Schneckenhäusern anlegen und damit Substrate tierischen Ursprungs wählen, während die anderen Osmien Lehm- und Felswände, Mauern und Kavitäten in Holz oder anthropogene Strukturen als Nistplatz annehmen und zweitens, dass sie ihr Nest nach dem Bau des Nesteingangs-Deckels mit einem geflochtenen Tarn-Dach aus Pflanzenmaterial bzw. genauer gesagt aus herbeitransportierten trockenen Grashalmabschnitten überbauen. Ähnliche durchdachte Superstrukturen zum Schutz des Nestes, welches ja auf dem Boden liegt und nicht an höher exponierten Wänden und somit unmittelbarer gefährdet ist, ist von keiner der anderen Osmien-Arten bekannt.
Nest von Osmia bicolor auf der im April 2018 für die Anpflanzung von Diptam (Gitam) neuangelegten Kalktrockenhang-Versuchsanlage des Botanischen Institutsgartens am 2. Mai 2018. Die Hauseigentümerin ist gerade mit einem herbeigeflogenen Grashalm in den Mandibeln auf dem Nest gelandet und flechtet diesen in die bereits angelegte Dachstruktur.
Vermutlich wäre das gut getarnte Nest mit dem bereits verdeckelten Schneckenhaus unter dem Grasdächlein im CID Institutsgarten unentdeckt geblieben, denn die Biene landet nur für wenige Sekunden auf ihrem Grasdach, flechtet den neu herbeitransportierten Halm ein und fliegt dann erneut zur Grashalmweide und kehrt nach der Fertigstellung des Daches, an welchem sie nur während anhaltend starkem Sonnenschein weiterarbeitet, nicht mehr zu ihrer Brut zurück. Doch lag am 2. Mai 2018 die Einflugschneise der Biene für den Grashalmflugtransport direkt entlang einer neuen Pflanzfläche welche zeitgleich im CID Institutsgarten aufgebaut wurde, so dass ihre unauffällige Flugaktivität bemerkt wurde und zwar deshalb, weil die Biene mit dem für ihre Körpergrösse überdimensional langen Grashalm auf den ersten Blick hin einer Libelle ähnelt.
Osmia bicolor mit in ihren Mandibeln getragenem Grashalm im Landeanflug über dem geflochtenen Grasdach welches das Schneckenhaus mit der Bienenbrutkammer überdeckt.
Aus der unterschiedlichen Länge der Abwesenheitszeiten der Biene während des Dachbaues kann postuliert werden, dass die Biene an einem Gras-Sammelplatz zuerst trockene Grashalme schneidet oder Grashalmabschnitte passender Länge zusammenträgt und von diesem "Cluster" dann in direkt aufeinanderfolgenden Transportflügen einen Grashalm nach dem anderen ohne Pause und Zwischenstop zum Nest bringt, wo sie für wenige Sekunden auf dem Dach landet, den neuen Halm einwebt und dann sofort wieder zum Grassammelplatz zurückfliegt. Diese Tätigkeit nimmt die Aufmerksamkeit der Biene so in Anspruch dass sie sich von einem Fotografen, der sich ihr bis auf Makrofotografie-Abstand annähert, nicht stören lässt. So entstanden am 2. Mai 2018 die zwei nachfolgenden, kurzen Videosequenzen, welche das Anfliegen der Biene mit Transportgut, das Grashalmeinflechten und den Wiederabflug zum Materialnachholen zeigen.
Filmsequenzen der Unabhängigen Internet Bildagentur Foto CID Nature Studies - Osmia bicolor beim Bau des Daches aus Grashalmen über ihrem Schneckenhaus-Nest - Peter Zanger / Foto CID Lop Nor Videoproductions
Osmia bicolor auf ihrem Nestdach beim Einweben eines Grashalmes
Nachtrag :
Am 30. März, 11. April und 5. Mai kam es zu Einbrüchen von Fremden in den Botanischen Garten des CID Institutes. Zuerst wurden die Rinde von 3 Johannisbeerbüschen mit Messern auf ca. 10 cm Länge abgeschabt und 2 Büsche zerbrochen bzw. aus dem Boden gerissen. Am 11.4. wurde der neugepflanzte Diptam (Dictamnus albus) Trieb durch Fingernageleinquetschen abgeknickt und der Pflanzgrund mit einem kristallinen Gemisch getränkt, am 4./5. Mai wurde dann das Bienennest attackiert und gestört, das Nestdach angehoben, das Schneckenhaus mit der Bienenbrut herausgenommenn und durch ein leeres Schneckenhaus ersetzt und anschliessend ein zweites, leeres Schnirkelschneckenhaus direkt neben der abgetöteten Diptam-Pflanze auf die Erde der Kalktrockenhanganlage zurückgelassen. Vermutlich handelte es sich um das Brutschneckenhaus der nistenden Biene das die Nesträuber entfernt hatten und bei welchem sie den Eingangsdeckel aus Ton durchstachen. Das CID Institut empfing eine Email mit Selbstanzeige eines Bürgers aus Weilrod Emmershausen in welcher von diesem Aktivitäten der "Wesens-Beseitigung" rund um das CID Institutsgebäude gestanden wurden.
Johannisbeerrinde nach Beschädigung mit Messer 30.3.
Kristalline Rückstände am Pflanzgrund des abgetöteten Diptam 11.4.
Geöffnetes Schnecken-Bienennest mit ausgetauschtem Schneckenhaus 5.5.
Das "Schulhaus" in Weilmünster - ein aussergewöhnliches Habitat bemerkenswerter Insekten.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
Eines der für Weilmünster wohlgestaltetesten Gebäude im architektonischen Baustile der Gründerzeit ist das sogenannte "Schulhaus" welches als einziges, mehrstöckiges Wohngebäude aus rot-gelben Backsteinen gebaut insbesondere beim Verlassen der Taunus-Kleinstadt über die Nassauer Strasse bergaufwärts nach Möttau am linken Strassenrand auffällt. Errichtet wurde es wohl in zeitlicher Nähe zum Bau des Bahnhofes, des Pfarrhauses und des Sanatoriums um die vorletzte Jahrhundertwende aus Ziegelsteinen, die in der örtlichen Ziegelei hergestellt worden waren. Den Namen "Schulhaus" trägt das Gebäude seither im Volksmund, obwohl es fernab der eigentlichen Schulen der Ortsmitte am Ortsrande angesiedelt ist und zwar deswegen, weil dort bevorzugt Gemeindebedienstete und insbesondere Lehrer der Grundschule wohnten.
Gleich vieler andere Backsteinbauten in Weilmünster, deren artesanale Ziegelsteine sich von modernen Produkten durch starke Rissigkeiten und Höhlungen unterscheiden, bieten diese ideale Nistmöglichkeiten für mauerbewohnende Insektenarten, insbesondere tonbauende Hymenopteren, die ihre Nistkammern in den vorgefertigten Wohnhöhlen einrichten und deren Eingänge dann mit Ton versiegeln, so dass in diesen Nestern der Nachwuchs dieser wilden Bienen- und Wespenarten über die Wintermonate aufwachsen kann, um im Frühjahr, wenn die anhaltende Frühlingssonne die Gebäudemauern wieder aufwärmt, für den nächsten Lebenszyklus zu schlüpfen.
Nicht aussergewöhnlich und für den aufmerksamen Naturkundler in den Monaten März bis Mai häufig zu beobachten sind die an geeigneten Nistplätzen überall häufigen Mauerbienen der Gattung Osmia, die dank ihrer leuchtend-orangeroten Behaarung nicht zu übersehen sind. Osmien nehmen die unregelmässig skulpturierten Oberflächen der alten Ziegelsteine gerne an um in Vertiefungen von der Grösse einer Dübel-Öffnung ihre Tonnestbrutkammern anzulegen und teilen sich dabei dieses Habitat insbesondere mit den allerdings selteneren tonnestbauenden Wespen der Gattung Ancistrocerus, welche letztere kleine, kuppelförmige Tondächer für ihre Brut auf der Steinoberfläche "aufmauert".
Blick in einen Osmia-Nesteingang im Mauerwerk des Schulhauses. Sichtbar im Inneren der Kavität im Backstein ist eine geöffnete Brutkammerwand ebenso wie die auch geöffnete Nestverdeckelung durch eine zweite Tonwandung auf der Ebene der äusseren Backsteinoberfläche.
Scheint nun die Frühlingssonne länger auf bevorzugt in südexponierten Hauswänden eingebaute Tonnester so steigt die Temperatur im Nestinneren und gibt dem dort überwinternden Insekt das Signal, jetzt den Tondeckel am Nestausgang mit den Mundwerkzeugen aufzubeissen und ins Freie zu fliegen. Dies war nach der starken Kältephase im Frühjahr 2018 erstmals zwischen dem 10. und am 15. März der Fall, als ununterbrochene Sonneneinstrahlung in den Morgenstunden die Temperatur bis über 15 Grad über dem Gefrierpunkt ansteigen liess, was zum ersten und leider verfrühten Aussfliegen der Osmien an diesen Tagen führte. Am Schulhaus wurde am 10. und 15. März insbesondere Osmia cornuta, die Gehörnte Mauerbiene, gefunden deren männliche Tiere sich von den rein orangeroten Weibchen durch eine aufällige weisse Behaarung der Kopfvorderseite unterscheiden lassen.
Osmia cornuta Männchen am 10. März 2018 an der sonnenbeschienenen, südexponierten Hauswand des Schulhauses
Osmia cornuta Männchen am 15. März 2018 an der sonnenbeschienenen, südexponierten Hauswand des Schulhauses
Das erste Auftreten von Osmia an warmen Märztagen ist nichts aussergewöhnliches. Osmien zählen zu den "frühesten" Insekten des Jahres und ziehen sich ab Mai-Juni schon wieder zur Überwinterungsruhe in ihre Tonnester zurück, welche sie dann von Innen wieder neu verdeckeln. Sonnenmangel, Nahrungsmangel in Folge noch nicht aufgeblühter Futterpflanzen und niedrige Temperaturen nach dem ersten Schlüpfen aus dem Nest überleben die Osmien dann indem sie sich wieder in ihren Nestbau zurückziehen und den Deckel wieder verschliessen.
Seit 2017 liess sich nach dem Fund eines getrockneten Hymenopteren-Insektenkörpers an der Südwand des Schulhauses die Präsenz weiterer tonnestbauender Bewohner dieses Habitates erwarten. Da die unbekannte Bienen-Art aber ohne Kopf gefunden wurde, welcher wichtige Bestimmungsmerkmale wie Antennen, Mundwerkzeuge, Augen, Ocellen etc. trägt, musste eine exakte Artbestimmung aufgeschoben werden, bis weitere Lebend-Nachweise möglich wären. Erwartet wurde ein Vorkommen der seltenen Mörtelbiene die nach Berichten ehemaliger naturkundlich interessierter Schulhausbewohner früher dort existiert haben soll.
Der vollständig schwarz gefärbte und behaarte Insektenkörper stellte allerdings den Finder vor ein Rätsel. Die Mörtelbiene Chalicodoma muraria / Megachile parietina, die heutzutage nur noch an wenigen Fundorten im Saarland und Baden-Württemberg zu beobachten sei und deren Existenz in Weilmünster eine grosse Besonderheit darstellen würde, hat eine Körpergrösse von bis zu 16 Millimetern während der gefundene Insektenkörper auf ein im Leben deutlich grösseres Insekt schliessen liess, denn ohne Kopf mass der Abstand Thorax-Vordekante bis Abdomenende bereits 19 Millimeter, so dass die Körperlänge des gesamten Tieres deutlich über 20 mm liegen musste.
Präparierter Insektenfund eines grossen, schwarzen Hautflüglers an der Schulhaus-Südwand im Jahr 2017
Als durchgehend schwarz gefärbte Insekten dieser Grösse sind allerdings nur die Tiere der Gattung Xylocopa bekannt, deren berühmteste Vertreterin, die Holzbiene Xylocopa violacea in früheren Jahren auch bereits in der näheren Umgebung gesichtet worden war. Xylocopa violacea Holzbienen bauen ihre Nester in Holz oder Pflanzenstengeln und können eine Körpergrösse von bis zu 28 Millimetern erreichen. Allerdings hat Xylocopa violacea stark violett schimmernde Flügel während das gefundene Exemplar braune Flügel trägt, welche bei seitlicher Betrachtung und direkt auftreffendem Sonnenlicht leicht metallisch-violett schimmern.
Die Aufklärung der Frage, welche grosse schwarze Hymenopterenart also an der südlichen Schulhauswand vorkommt, musste also zurückgestellt werden, bis weitere Daten dazu gefunden würden. Dies war dann am 15. März 2018 gegen 11 Uhr morgens bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein tatsächlich der Fall, als aus einer sonnenbeschienenen Antennenkabelbohrungsöffnung in einem Backstein der zentralen Hauswand des betrachteten Gebäudes ein auffällig grosser, schwarzer Insektenkopf mit grossen schwarzen Augen blickte. Das zugehörige Insekt zog sich zwar bei Annäherung des Fotografen sofort in den Tunnel zurück, konnte aber beim anschliessenden Ausfliegen und einem längeren Suchflug entlang der Backsteinmauer mehrmals fotografisch registriert werden, allerdings ohne dass die Abbildungsdetails eine exakte Bestimmung zulassen würden.
Unidentifizierte Schwarze Mauerbiene (Grüner Pfeil) beim Suchflug entlang der Südwand des Schulhauses am 15.3.2018 um 11 Uhr vormittags.
Unidentifizierte Schwarze Mauerbiene an der Südwand des Schulhauses am 15.3.2018 um 11 Uhr vormittags.
Unidentifizierte Schwarze Mauerbiene an der Südwand des Schulhauses am 15.3.2018 um 11 Uhr vormittags.
Da der Hautflügler ähnlich gefärbte Flügel aufwies wie das im Vorjahr an selber Stelle am Boden gefundene Insekt, kann davon ausgegangen werden, das es sich um ein und dieselbe Art handelt, womit allerdings noch nicht beantwortet wäre, ob es sich um eine Xylocopa-Art mit braunen Flügeln, welche im Inneren des Schulhauses überwintert hatte und bei erster Sonne den Überwinterungsort durch die Kabelbohrung verlassen hat, handelt oder ob es eine möglicherweise bisher noch unbeschriebene Chalicodoma/Megachile-Art handelt, die in Maueröffnungen nistet und deutlich grösser wird als die Art muraria/parietina. Die Breite der Mauerfuge auf den Nachweisfotos mag hier als relative Vergleichsgrösse dienen.
Nester der Mörtelbiene wären allerdings noch nachzuweisen, denn bisher wurden am Schulhaus keine vergleichbar grossen Insektentonbauwerke entdeckt und sind hier auch nicht aus der näheren oder weiteren Umgebung bekannt. Mörtelbienen-Nester werden als solche von Laien aber oft übersehen da sie Zementplacken an Steinen, Felsen oder Gemäuern ähneln. Zudem könnte das tonbauende Insekt seine Nester auch im Inneren unbewohnter Räume des Schulhauses angelegt haben.
Der Vollständigkeit halber seien hier bis zum Vorliegen exakterer Bestimmungsdaten einige Detailcharakteristika des gefundenen Insektenkörpers dargestellt, welche zur weiteren, analytischen Beschreibung des Insektes dienen mögen. Auf Grund der Flügeladerung ist das Insekt sicher den Apoidea (Bienenartigen) zuzuordnen. Die Hinterflügel weisen mehrere geschlossene Segmente auf und in den Vorderflügeln ist die dritte Cubitalzelle grösser als die ersten beiden, was auch für Holzbienen zutrifft. Ein für die Mörtelbiene typisches Bestimmungsmerkmal ist die bürstchenartige, Lappen-förmige Haltevorrichtung zwischen den Fussklauen, der von Eingeweihten "Haftlappen" genannt wird.
Vorderflügel des Insektenfundes mit spitz zulaufender Discoidal-Zelle und vergrösserter dritter Cubitalzelle
Hinterflügel-Paar des Insektenfundes mit mindestens 2 geschlossenen Flügelader-Segmenten
Am Insektenfuss ist an der Spitze des letzten Tarsengliedes zwischen dem Klauen-Paar deutlich eine lappige Verlängerung zu erkennen, der sogenannte Haftlappen, welcher u.a. typisch für die Mörtelbiene ist.
Bemerkenswert bleibt neben der ungeklärten Frage der genauen Artzugehörigkeit der gefundenen bzw. gesichteten "Grossen Schwarzbienen" und der Interpretation der Merkmalsübergange bzw. Merkmalsvermischungen aber insbesondere auch der frühe Zeitpunkt der diesjährigen Sichtung am 15. März. Anders als für Osmia, die immer schon im März zu fliegen beginnen, ist ein jahreszeitlich so frühes Auftreten sowohl für eine Holzbiene als auch für eine Mörtelbiene etwas absolut Ungewöhnliches. Beide Arten sind ansonsten frühestens ab Ende April, zumeist aber erst im Mai zu beobachten.
Neue Natur-Heilmittel mit Bestandteilen der Coca- (Erythroxylum coca) und Cannabis- (Cannabis sativa) Pflanzen aus Kolumbien.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
7. Januar 2018
Die Heilwirkung jeder natürlichen Substanz steht in direktem Zusammenhang mit ihrer Konzentrationsmenge und Dosierung. Nutzung und Anwendung von natürlichen Wirkstoffen aus Pflanzen als Heilmittel basieren auf jahrtausendealter menschlicher Erfahrung mit dem Ausprobieren immer neuer medizinal wirkender Zubereitungen. Ist einmal die Wirkung einer bestimmten Dosierung eines Pflanzenextraktes zur Heilung innerlicher oder äusserlicher Verletzungen oder Leiden erkannt und nachgewiesen, so ist und bleibt dies eine ebenso unumstösslicher Fakt wie die Tatsache, das dasselbe Mittel in überdosierter Menge angewendet, aufgetragen oder eingenommen möglicherweise auch eine nicht heilende Wirkung entfalten könnte. Als Beispiel mag hierzu Speisesalz dienen, welches in geringen Mengen konsumiert durchaus gesund, lebenswichtig und schmackhaft ist, während überhöhte Salzaufnahme - z.B. beim Trinken von Ozeanwasser - im menschlichen Körper durchaus negative Wirkung entfalten kann.
Das traditionelle Wissen um die Heilwirkung von Pflanzensubstanzen, auch wenn es zuerst von schriftkundigen Männern - zumeist Mönchen - studiert, aufgezeichnet und literarisch und wissenschaftlich verwaltet wurde, war seit jeher eine Domäne der Frauen, welche mit dem Haushalt, Gartenbau, der Speisezubereitung und der Verwendung von Pflanzen in Lebens- und Heilmitteln vertraut waren, was ihnen eine nicht unbedeutende gesellschaftliche Machtposition verschaffte. Im jahrtausendelangen geschlechtsspezifischen Konkurrenzkampf war in diesem Zusammenhang wiederholt versucht worden, die Kräuter-Geheimnisse der Frauen zu analysieren, zu entschlüsseln und unter männliche Kontrolle zu bringen, beispielsweise in den Anfängen der phamazeutischen Wissenschafts- und Industrie-Bildung. In die Zeit dieser Auseinandersetzung datiert auch die Entstehung von Mythen, Phantasien und Schreckgespenstern von Pflanzeninhaltsstoff-Wirkungen, welche nicht selten zum phänomenalen, wirtschaftlich-industriellen Erfolg der modernen Pharmazeutik und Medizin beigetragen haben. Die Verherrlichung von erotisierenden (afroasiacum) Natursubstanzen, welche zweifellos fast unvorstellbare kraftsteigernde Wirkungen hervorrufen können entwickelte sich dabei parallel zu den Verteufelungen ebensolcher Mittel, denen dann die Erzeugung von Rauschzuständen, Halluzinationen und An- bzw- Abhängigkeiten nachgesagt wurde. In fast jedem Fall dürfte dabei wohl die individuelle folkloristische und mythologische Voreinstellung jedes Probanden sowie die daraus resultierende Phantasie, was nach Drogen-Einnahme mit ihm passieren würde, der Grund für das Ausmass des später erreichten Phantasiezustandes geworden sein.
Waren Frauen wie gesagt vertraut mit "ihren" Pflanzen und deren Wirkungen, so richteten die in Männerkreisen verbreiteten, vorbereitenden Mythen über Drogen und deren Wirkungen phänomenale Änderungen des Weltgefüges an, betrachtet man nur einmal die chinesischen Opiumkriege Nummer 1 (1839-1842) und Nummer 2 (1856-1860) als einleitende und den Krieg um die kolumbianischen Drogenkartelle (Medellin- & Cali-Kartell 1980-1997) als abschliessende weltgeschichtliche Ereignisse eines Phantasie-Desasters, welches vermutlich einen Vorwand für koloniale Eingriffe in "strategisch wichtigen Weltregionen" bildete und insbesondere Verwaltungs- und Kontrollstrukturen aufbaute. Grund für das Entstehen von Phantasiebildern zumeist bei Männern bilden in diesem Zusammenhang Bedeutungsvermischungen von Begriffen mehrerer Sprachen wie beispielsweise dem Wort COCA einerseits für die mythenumwobene, kraftspendende Koka-Pflanze, andererseits als umgangssprachliche, spanisches Kosewort, welches im Deutschen am Besten mit "MUSCHI" zu übersetzen wäre. Einem ähnlichen Wortspiel bedient sich der nordamerikanische Produktname einer Limonade, die COCA und COLA kombiniert, wobei COLA aus dem informellen Spanisch ins Deutsche am besten mit "PO" übersetzt wird. Der Begriff "DROGE" in diesem Zusammenhang entstammt vermutlich dem holländischen Wort "DROOGE" für "Trocken", was zum Beispiel auf die getrocknete Pflanzensubstanz als Ausgangsstoff für die Medikamentenherstellung hinweisen könnte.
Komplizierter ist in diesem Zusammenhang die Entschlüsselung des mystischen Bedeutungsgefüges rund um die Hanf-Pflanze CANNABIS, deren Bestandteile im trockenen Zustand geraucht halluzinogene und bewusstseinserweiternde Kräfte entfalten können sollen. Hanf diente historisch in Mitteleuropa als pflanzlicher Lieferant für Webfasern, aus welchen rauhe, meist stark auf der Haut kratzende Stoffe hergestellt wurden, welche beim Tragen ein gewisses Unwohlsein im Vergleich zu anderen Fasern erzeugt haben könnten und deren Ausziehen sicher angenehmer empfunden wurde als das Anziehen von Hanf-Kleidung oder Uniformen aus Hanf-Stoff. Für die Seefahrt waren zudem die Hanf-Taue von besonderer Bedeutung. Das symbolische Rauchen insbesondere von Hanf-Stricken könnte in bestimmten Kreisen des Mittelalters als Provokation verstanden worden sein, was spätere Verbots- und Verfolgungs-Wellen des Hanf-Rauchens bzw. der Raucher ausgelöst haben könnte.
In der zweiten Dekade nach dem zweiten Jahrtausendwechsel nach Christus sind solche überholten und unzutreffenden Volksmythen vermutlich für immer überwunden, da sie haarsträubenden Unsinn darstellen und auslösen. Das Wissen um Heilpflanzen, ihre Anwendung und ihren Einsatz wird seit geraumer Zeit wieder widerspruchslos den Frauen überlassen, welche als natürliche Gebärende, Lebens-gebende und Lebens-bewahrende Gesellschaftsteile als eigentliche Kundige der natürlichen und körperlichen Heilkräfte dienen. Somit ist auch die unsinnige Abwehrhaltung gegenüber Naturprodukten, welche bis vor kurzem noch bestimmte Pflanzeninhaltsstoffe militärisch stigmatisierte, einer realitätsnahen Einstellung gegenüber wirklich helfenden Heilmitteln gewichen. Zwei solche Produkte - Heilsalben, im Spanischen POMADA genannt - sollen nun hier präsentiert werden.
Bei beiden Heil-Salben handelt es sich um pflanzliche Extrakte und Wirkstoffmischungen welche in gut hautverträgliche Creme-Grundsubstanzen eingebettet sind. Die Produkte werden von lokalen Erzeugern in Kolumbien in begrenztem Umfang hergestellt, sind bisher nur auf dem innerkolumbianischen Heilmittelmarkt erhältlich und wurden zumindestens bis Ende 2017 noch nicht ins Ausland exportiert. Beide Produkte ähneln in Komposition und Produktwirkung in Deutschland erhältlichen Heilsalben, welche als Einreibemittel bei Erkältungskrankheiten (ähnlich asiatische Erkältungs-Balsame, WickVapoRub, ...), sowie gegen Sportverletzungen, Zerrungen des Muskelgewebes und Verstauchungen mit grossem Erfolg eingesetzt werden können.
Auf dem Wissen um die allgemein konstitutions-stärkende Wirkung der Coca-Pflanze beruht die POMADA DE COCA der COMERCIALIZADORA YU´TUK NASA aus POPAYAN / CAUCA. Die Blätter des Coca-Strauches werden in der südamerikanischen Andenregion frisch, getrocknet oder in aufbereiteter Form gekaut aber nicht verzehrt. Die im Mundraum extrahierten Inhaltsstoffe helfen, Müdigkeit, Hunger und Kältegefühl zu verdrängen und eignen sich so als ohne Last zu transportierende Wegzehr zum Beispiel für lange Bergwanderungen. In der Zubereitungsform als Tee MATE DE COCA werden Aufgussgetränke aus Cocastrauch-Blättern zubereitet, welche ähnliche bis stärkere aufmunternde Wirkung erzeugen sollen, als in Deutschland getrunkene Tee oder Kaffee-Getränke. Die Legende, die Bevölkerung der Andenregion sei abhängig geworden vom Genuss der Blätter des Coca-Strauches ist dabei wohl nichts anderes als europäisch-kolonialistische Arroganz und Frechheit, denn aus der Tatsache, das aus Mangel an Nahrungsmitteln das Hungergefühl durch Koffeineinnahme oder dem Kaugummi-Kauen ähnliche, den Speichelfluss stimulierende Rituale bekämpft wird, ist keine negative Wirkung der Pflanzensubstanz auf den menschlichen Körper abzuleiten. Genauso könnte man argumentieren, einem vor Hunger schreienden Baby den Schnuller in den Mund zu stecken sei Erzeugung von Drogenabhängigkeit und Baby-Schnuller würden deswegen unter das Gesetz zur Bekämpfung der Drogenkriminalität fallen und Mütter, die Schnuller einsetzen seien Kriminelle.
Die Pomada de Coca - Salbe wird im 35 Gramm Gebinde angeboten zur äusserlichen Anwendung insbesondere über Nacht. Als Einwirkungszeit vor dem nächsten Waschen werden 8 Stunden verordnet. Die Indikationen des Medikamentes sind Rheumatismus, Arthritis, Venenleiden, Krampfadern und allgemeine Schmerzen. Inhaltsstoffe sind Coca-Stauch-Bestandteile, Hanf-Pflanzen-Bestandteile, Rosmarin, Eukalyptus und Calendula. Die Inhaltsstoffe stammen aus legalem Anbau nach Artikel 14 Gesetz 67 von 1993 und Artikel 7 Gesetz 30 von 1986. Bestellungen sind möglich unter Telefonnummer 0057 - 2 - 8328378. Der Internetkontakt zum Hersteller wurde früher über Email yutuknasa@hotmail.com oder die Homepage www.cocanasa.com hergestellt. Aktuell kann die Heilsalbe beispielsweise über das Netzwerk VIDCAFE zum Preis von 13.500 Kolumbianischen Pesos (entspricht ca. 4 Euro am 7.1.2018) oder MERCADOLIBRE zum Preis von 20.800 Kol.Pesos bestellt werden.
Während das erste Produkt, die oben dargestellte Coca-Creme, auf den ersten Eindruck hin durch die starke Beimischung von aromatischen Essenzen der Eukalyptus-Pflanze die Inhaltsstoffe Coca und Cannabis nicht olfaktorisch erahnen lässt, so ist die zweite Heilsalbe aus Kolumbien wegen ihres starken Hanf-Öl-Duftes und den fehlenden Hinweisen auf weitere Inhaltsstoffe auf der Verpackung vermutlich eine reines Hanfprodukt. Die als POMADA DE CANNABIS verpackte Salbe beinhaltet vermutlich 20-25 Gramm Cannabiscreme zum Preis von 4000 Kolumbianischen Pesos. Als Hersteller des "Kunsthandwerklich erzeugten Produktes" firmiert eine vermutlich in Antioquia / Kolumbien ansässige Basis-Gesundheits-Organisation, die allerdings im Januar 2018 keinen eigenen Internetauftritt zur Vermarktung ihres Produktes unterhält.
Beide Heilsalben wurden im CID Institut auf ihre Wirksamkeit getestet und erwiesen sich als hilfreich bei der Abwehr und Bekämpfung nahender und akuter Erkältungskrankheiten. Insbesondere sind sie geeignet als Einreibemittel des Brustkorbes, Halses und der Nasenregion zur Linderung von Grippebeschwerden wobei beide Cremes allerdings durch Förderung der Durchblutung des Körpergewebes der Applikationsregion nur eine geringere Hitzewirkung auf der Haut entfalten als beispielsweise Wick-Vapo-Rub, Tiger-Balsam oder China-Balsam.
Wirksam gegen Glieder- und Gelenkschmerzen nach Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen erwiesen sich beide Cremes ähnlich kommerzieller Heilsalben wie etwa Voltaren oder Kytta-Salbe. Ebenso eignen sie sich zur Lockerung von Muskel-Verspannungs-Schmerzen welche traditionell beispielsweise durch Einreibemittel auf der Basis alkoholischer Tannen-Extrakte (Franzbranntwein) behandelt werden.
In keinem Anwendungs-Testfall wurden durch CID Institut Hautreizungen nach Applikationen der Salben registriert, so dass diese als absolut hautverträglich betrachtet werden können.
Auflösung einer vermutlich unfallbedingten Schockstarre (Schreck-Hypnose) bei einem Buchfink durch Körpermassage und anschliessende Beobachtung eines ungewöhnlichen Angriffsverhaltens des Singvogels auf eine Katze.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
10. November 2017
In der Natur bei Tieren und Menschen bekannt ist der sogenannte "Totstell-Reflex" bei welchem Angegriffene in vitalen Bedrohungssituationen in eine sogenannte Schock- oder Schreck-Starre verfallen und mit unbeweglichem Körper verharren. Ausgelöst wird der Reflex beispielsweise durch den direkten Angriff eines Fressfeindes (Prädators), bei stossartigen Berührungen oder bei unfallbedingten Zusammenstössen z.B. eines Tiers mit einem PKW. Der Totstell-Reflex, bei welchem die unbewegliche Körperhaltung des Opfers dem Angreifer suggeriert, das Beutetier sei tot, führt u.U. zur Unterbrechung des von einem AAM gesteuerten, komplexen Angriffsverhaltens des Angreifers welches aus Beute-Identifizierung, Jagd, Kampf, Überwältigung des Beutetieres und Tötungsreflex z.B. durch letalen Biss besteht und bisweilen rituellen Charakter zu haben scheint, wie es vom Beispiel der Mäusejagd von Katzen bekannt ist, welche noch mit ihrem gefangenen Opfer spielen, bevor sie es fressen. Für nicht aasfressende, räuberische Jäger stellen bereits tote Tiere keine attraktive Beute dar und werden so ignoriert bzw. nicht weiter attackiert.
Beispielsweise bei Insekten hat die Schockstarre insbesondere deswegen eine Schutzwirkung, weil für viele Prädatoren die potentielle Beute optisch nur erkannt wird, während sie in Bewegung ist, während beispielsweise bewegungslos auf dem Rücken am Boden liegende Käfer nicht mehr dem bekannten Beuteschema entsprechen oder schlichtweg zwischen anderen Umgebungsstrukturen dort nicht mehr gesehen bzw. erkannt werden.
Ein weiteres Exempel für reversible Schockstarre bei Insekten beschreibt die Publikation des CID Institutes BEOBACHTUNGEN ZUR BEUTE-LÄHMUNG BEI TON-NEST BAUENDEN WESPEN DER FAMILIE EUMENIDAE vom 31. Mai 2010 am Beispiel der Wiedererlangung der Fortbewegungsfähigkeit bei Schmetterlingsraupen, welche als Larvalnahrung für die Brut von Eumenes wagnerianus in einem Tonzellen-Nest eingemauert worden waren.
Auch indirekte, subtile oder vom potentiell Angegriffenen falsch verstandene und interpretierte Todesdrohungen können zu einer hypnotischen Schockstarre führen, bei welcher die vitalen Lebensfunktionen zuerst vorübergehend und dann dauerhaft vom Körper des Angegriffenen selbst reduziert und reprimiert werden, was sich in spontaner bis andauernder Lethargie, reduzierter Atmung und Allgemeinvitalität und allgemeinem Abwehrverhalten ausdrückt. Bei der hypnotischen Schockstarre liegt initial eine Konfliktsituation vor, bei welcher der Angegriffene den Angreifer als zu überlegen einschätzt, so dass eine körperliches Abwehrverhalten zur unmittelbaren Selbstverteidigung deswegen unterdrückt wird, weil die Einschätzung überwiegt, beim direkten Kampf geringere Überlebenschanchen zu haben als beim Totstellverhalten. Das bedeutet aber nicht, dass der Reflex durch durchdachte Bewusstseinsprozesse aktiv eingeleitet wird. Vielmehr kommt es zu spontanen, unbewussten oder vom eigenen Willen des Angegriffenen nicht kontrollierten Reagieren des Körpers auf Grund nicht im Detail bekannter, angeborener Selbstschutzmechanismen oder systematischer, erziehungebedingter Voreinstellungen. Dieses Phänomen ist auch in der Humanbiologie bekannt und von ausserordentlicher Bedeutung für die präventive Abwehr kontemporärer, spätkolonialistischer Massenhinrichtungen an ethnischen Minderheiten, welchen von Todesdrohungen begleitete Verdrängungskampagnen vorausgehen, die wiederum Massenflucht- (Rohingya) oder Lethargie-Reaktionen (Ebola) auslösen, die dann von organisiert-sedierenden Kampagnen der Massenmedien begleitet werden. Nicht selten werden solche Massenpsychosen gezielt und durchdacht durch Medienkampagnen vorbereitet, wie das Beispiel der Kombination von Bildmeldungen in Nachrichtensendungen zum Obama-Besuch in Senegal gefolgt von Meldungen über vergiftetes Trinkwasser in Plastikflaschen in den USA welches mit Frauen in senegalesischer Landestracht kombiniert wurde, zeigt. Wenige Wochen nach diesem medialem, psychoaktiven Giftmedikament kam es zum Ausbruch der sogenannten Ebola-Epedemie. Siehe: http://nassau-orange-senegal.blogspot.de/ und http://2017-cid-report-studienprojekte.blogspot.de/. Die Obama-Administration eignete sich besonders für solche medialen visuellen Gift-Meldungs-Kampagnen, weil durch die Tatsache, dass ein schwarzer US-Präsident massenmedienwirksam inszeniert werden konnte viele Zuschauergruppen erreicht werden konnten, welche ansonsten die "Arbeit" diesbezüglicher Medien ignorierten. Somit konnte diesen unerfahrenen Zuschauern auf dem Wege der subtilen Nachrichtenkombination tiefenpsychoplogisch wirksame Giftcoctails per Fernsehprogramm verabreicht werden.
Schockstarren lösen sich in der Natur meist nach kurzer Zeit von selbst wieder auf, das heisst, das vorübergehend sedierte Tier erlangt bei nicht lebensgefährlichen Verletzungen nach einer Attacke oder einem Zusammenstoss schnell wieder seine volle Bewegungsfähigkeit und kann flüchten, wenn der Angreifer sich zurückgezogen hat. Bei Insekten kann in diesem Zusammenhang beobachtet werden, dass sie bei Störung durch Berührung zuerst mehrfach in Bewegungslosigkeit versetzt werden können, wobei die Dauer der induzierten Schockstarrephasen allerdings mit der Frequenz der Störungswiederholungen abnimmt, so dass daraus abzuleiten ist, das eine Gewöhnung des gestörten Tieres an den, die Schockstarre auslösenden Störungsreiz eintritt.
Fallbeispiel:
Am 3. November 2017 wurde auf der Weilstrasse bei Weilburg Gunthersau ein mitten auf der Fahrbahn sitzender Buchfink (Fringilla coelebs) gefunden, der sich bei Annäherung nicht entfernte. Eine nähere Untersuchung des Tieres ergab, das es vermutlich in Folge eines Zusammenstosses mit einem PKW in einer verletzungsbedingten Schockstarre stark benommen am Unfallort verharrte. Federverluste an Stirne und Brust und Blutreste an einer Nasenöffnung wiesen auf eine Kollission mit einem Fahrzeug hin, könnten aber theoretisch auch durch den Angriff eines Prädatoren, z.B. eines Raubvogels entstanden sein.
Verletzter Buchfink mit Federfehlstellen an Stirn und Brust an der Weilstrasse bei Weilburg Gunthersau.
Blutaustritt aus einer Nasenöffnung in Folge innerer Blutungen nach Kollission mit einem PKW bei dem unfallverletzten Buchfink
Wegen der Schwere der Verletzungen und dem anhaltenden Schockzustand des Vogels, der sich insbesondere durch das Fehlen jeglicher Wegflugversuche manifestierte, wurde der Buchfink in das HQ des CID Institutes nach Weilmünster mitgenommen, wo ihm als Nahrung Sonnenblumenkerne und Wasser angeboten wurden. Der Vogel trank mehrfach Wasser, musste dazu jedoch mit dem Schnabel in die Flüssigkeit getaucht werden und zerkaute mehrere Sonnenblumenkerne, wenn man ihm diese in den geöffneten Schnabel einschob, schluckte sie aber nicht herunter. Selbständige Nahrungsaufnahmeversuche zeigte er nicht.
Das Tier blieb dort im Verlaufe von 1 1/2 Stunden weitestgehend bewegungslos an den Stellen sitzen, an welchen es im Büro abgesetzt wurde und unternahm in diesem Zeitraum keine Flugversuche und lief auch nicht herum. Die Untersuchung von Schwingen, Federn und der Allgemeinphänologie des Vogels schloss aus, dass es sich um einen noch nicht flugfähigen Jungvogel oder ein Tier mit insgesamt fehlender Flugfähigkeit handeln könnte. Somit lag nahe, das der anhaltende Schockstarrezustand sich noch nicht aufgelöst hatte, möglicherweise weil das Tier durch den Transport und die ungewohnte neue Umgebung noch tiefer in die Selbstschutz-Hypnose gefallen war.
Zu diesem Zeitpunkt wurden Versuche gestartet, den Vogel durch Berührungen in einen anderen Zustand zu versetzen, nachdem er länger gefüttert und getränkt worden war, aber weiter bewegungslos an ein und derselben Stelle auf dem Schreibtisch sitzen blieb. Das Tier wurde zuerst mit einer "Fussmassage" versorgt und anschliessend durch streichelnde Berührungen des Kopfes beruhigt bzw. verwirrt, wobei die "Behandlung" gleichzeitig mit einer Videokamera registriert wurde. Während die Berührungen der Füsse des Tieres keine Reaktion zur Folge hatten reagierte er aber auf das Antasten des Kopfes tatsächlich mit deutlichen Bewegungen desselben bis er schliesslich aus dieser Position begann, erstmals seit seiner Ankunft im Büro auf dem Schreibtisch herumzuhüpfen.
Fuss- und Kopf-Massage zur Schockstarre-Auflösung am Unfall-Buchfink im CID Büro
Im Anschluss an die beginnende, erfolgreiche Hypnosezustand-Auflösung und das "Erwachen" des Vogels aus seiner Lethargie kommt es zu einer bemerkenswerten Verhaltenskette, welche zufällig ebenfalls im Kurzfilm aufgezeichnet ist.
Während der "Massage-Behandlung" des Unfallopfers hatte sich die CID Institut Hauskatze vom Garten aus angenähert und beobachtete den Vogel durch die verschlossene Fensterscheibe mit grossem Interesse ohne ihn auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen. Das nun langsam wieder zu selbständigen Bewegungen fähige Tier beginnt dann sofort, in Richtung auf die Katze zuzuhüpfen, so als würde es von dieser bzw. von derer intensivem Blick angezogen. Dieser Bewegungsablauf endet zuerst darin, dass der Vogel direkt bis an die Fensterscheibe vorspringt während die Katze von aussen versucht, ihn mit einem Sprung zu fangen, was wegen der geschlossenen Scheibe misslingt.
Katze und Vogel sitzen sich dann unmittelbar an der Scheibe gegenüber und scheinen sich intensiv zu betrachten, wobei die Katze bewegungslos in die Augen des Vogels zu starren versucht, während der Buchfink den Kopf mehrfach hin und herdreht, und sein Gegenüber jeweils mit einem seiner Augen einpeilt. Die Katze hebt dann mehrfach ihre Pfoten und langt nach dem Vogel, was dieser durch zunehmendes Picken mit dem Schnabel gegen die Fensterscheibe in Richtung Katze beantwortet bevor er mehrere Flugversuche in Richtung des Katzengesichtes auf der anderen Seite der Scheibe startet, so als wolle er den Kopf der Katze selbst direkt angreifen.
Diese ungewöhnliche Begebenheit zeigt, dass der Übergang von unfallbedingtem Schockstarreverhalten zu direktem Angriffsverhalten gegen einen dem Vogel weitaus überlegenen Angreifer direkt ineinander übergeht, also ein vollständiges "Umklappen" der sedierenden Verhaltenskonditionierung in eine allerdings irrationale Attacke von einem Moment zum nächsten möglich ist, ohne dass dazu eine längere Übergangsphase notwendig wäre.
Video : Buchfink wird durch Körpermassage aus einer Schockstarre erweckt und gleich darauf von einer Katze attackiert wobei der den Versuchen der Katze, ihr Opfer mit Blicken zu lähmen bzw. zu hypnotisieren, widersteht und sogar zum Gegenangriff auf sie übergeht.
Es ist von Vorteil, das Video ohne Ton abzuspielen
Der weitergehend erholte Vogel startete in den folgenden Stunden erste Sprung-Flugversuche im Büro-Raum und konnte am Folgetag nach mehreren Freiland-Flugversuchen selbständig wegfliegen.
Der Gelbe Lerchensporn, Corydalis lutea, eine in der Region seltene Mohn-Pflanze im Botanischen Garten des CID Institutes.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
13. August 2017
Ob Corydalis lutea tatsächlich schon eine regional gefährdete oder vom Verschwinden bedrohte Pflanzenart wäre, kann nicht notwendigerweise behauptet werden, doch ist an einem der beiden, dem CID Institut bisher bekannten natürlichen Standorte im laufenden Jahr 2017 ein auffälliger Bestandsrückgang zu registrieren, nämlich an den alten Gemäuern der seit dem Weilburger Strassentunnelbau nicht mehr befahrenen Auffahrt-Strasse zum Landtor, wo im Spätsommer regelmässig die auffällig leuchtend gelben Blüten der ansonsten unauffällig im Mauerwerk verborgenen kleinen, krautigen Pflanzen sichtbar wurden. Die an Extremstandorte mit Nährstoffmangel angepasste Pflanze aus der Familie der Papaveraceae wächst hier zwar typischerweise, erreicht wegen des geringen Nährstoffangebotes aber selten die angegebenen maximalen Wuchshöhen von 20 bis zu 30 cm an Idealstandorten.
Im Gegensatz zu den in Mitteleuropa weit verbreiteten bzw. häufigeren, lila oder weissblühenden Lerchensporn-Arten (meist: Corydalis cava, C. solida, C. fabacea), die u.a. einen typischen Bestandteil der Buchen- und Auwaldflora darstellen, ist der gelbe Lerchensporn "ursprünglich" im mediterranen Europa südlich der Alpen zwischen dem Lago Maggiore in den Kalkalpen und Dolomiten bis nach Kroatien beheimatet, wo er in der Natur in Felsspalten und auf Schutthalden kalkreichen Gesteines wächst. Als Zierpflanze gelangte Corydalis lutea vermutlich auch im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen seit den Kreuzzügen und wahrscheinlich auch durch Hugenotten und Waldenser in die Region zwischen Rheingau und Lahntal wo sie an südexponierten Berghängen, steinigen Weinbergslagen, sonnenbeschienenen Mauern an frostgeschützten Stellen wild wächst aber auch in Gärten und Parks gerne als besondere Zierpflanzen mit leuchtend gelben Blüten angepflanzt wird.
Vielen gelb-blühenden Blütenpflanzen wird eine medizinale oder Heil-Wirkung zugeordnet die sich allerdings nicht ausschliesslich durch die Existenz extrahierbarer Medizinalwirkstoffe begründet sondern auch auf die grundsätzlich positiv stimuliernde Wirkung gelber Farbtöne wie der von Corydalis lutea Blüten bezieht, deren Anblick subtil ein Wohlbefinden suggeriert. Auf diesen grundsätzlich stärkenden oder heilenden Effekt des Anblickes gelber Blütenfarbtöne stützt sich teilweise die Gabe getrockneter Pflanzenteile oder Extrakte dieser Pflanzen als Medikaménte gegen "Erkältungskrankheiten" zu Jahreszeiten, wenn diese Pflanzen nicht mehr blühen, so dass neben dem Wirkstoffeffekt von Heiltees auch subtil die Erinnerung an die Blütenfarbe zur Sommerzeit durch die Einnahme des Medikamentes aktiviert wird. Corydalis lutea selbst ist allerdings keine Offizinalpflanze, da sie in ihren Wurzeln angeblich giftige Alkaloide enthalten soll.
Corydalis lutea wächst im Botanischen Garten des CID Institutes zusammen mit einer sehr ähnlichen, weissblütigen Corydalis-Art, welche hier aber noch nicht exakt systematisch zugeordnet wurde. Von dieser unterscheidet sich die gelbblütige Art durch heller grün gefärbte Blätter mit etwas breiteren Fiederblättchen, währen die weissblütige Corydalis Art bläulichgrün gefärbte Blätter mit etwas feiner geformten Fiederblättchen hat, die dem Farbton der Blätter der Weinraute (Ruda graveolens) nahekommen.
Blatt der gelb-blühenden Corydalis lutea (links) neben dem mehr blaugrün gefärbten Blatt der sehr ähnlichen, weissblütigen Corydalis Art (rechts & unten)
Blatt und Blüte von Corydalis lutea
Weissblütige Corydalis Art neben Blüten von Corydalis lutea
Blüten von Corydalis lutea
Der Gelbe Lerchensporn Corydalis lutea im Botanischen Garten des CID Institutes
Neuregistrierung des Schwalbenschwanzes Papilio machaon bei Weilmünster im Weiltal (Hinter-Taunus).
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
19. Juli 2017
Viel bedauert und bejammert wird sein Fehlen und Unkenrufe sagen ihm oft nach, er sei "Verschollen" oder gar "Ausgestorben". Doch eigentlich ist er immer da, der Schwalbenschwanz, der gerne als schönster, grösster und auffälligster Tagfalter "unseres Raumes" tituliert wird, zumindestens während seiner regulären Flugzeiten, welche mit dem Auftreten der ersten Faltergeneration zwischen April bis Ende Juni, der Zweiten von Ende Juni bis Mitte August und in günstigen Jahren sogar einer dritten von August bis September, jahreszeitlich markiert sind. Warum aber sieht "man" ihn dann nicht mehr ? Das erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass die, die ihn zur Adoleszentenzeit bei ihren Streifzügen durch die Natur kennen und bewundern gelertnt haben nun in dem Alter sind, in welchem sie mehr vor dem Fernseher oder im Auto sitzen als über Trockenwiesen und Brachflächen zu streifen und ihn deswegen wohl nicht mehr zu sehen bekommen, denn eigentlich kommen Schwalbenschänze nur selten ins Wohnzimmer.
Nicht aus "unserem Raum" verdrängt sind die Umbelliferen (Doldenblütler), unter denen sich die wichtigsten Raupen-Nahrungspflanzen des Schwalbenschwanzes finden: Wilde- und Garten Karotte, Petersilie, Fenchel, Dill, Wiesen-Kümmel und Wiesen-Bärenklau, Silge, Gartenraute und Weinraute, Bibernelle, Bärwurz, Wald-Engelwurz, Haarstrang, Geissfuss, Grossblättriger Breitsame und Sichelblättriges Hasenohr. Somit gibt es auch heute noch "bei uns" gute Entwicklungschancen für den Tagfalter-Nachwuchs. Im Hintertaunus und im Weiltale, dem Naturraum, auf welchem das CID Institut seine Naturbetrachtungen fokussiert, sind allerdings die Brachwiesen, blütenreiche Ruderalflächen, Trockenhänge, Weinberge, Halbtrockenrasen und Magerwiesen bewachsen mit nektarreichen Blütenpflanzen - insbesondere Disteln und hier an erster Stelle der Weberkarde Dipsacus sativus - noch nicht so besonders häufig und damit bedarf das beliebteste Nahrungshabitat und Aufenthaltsgebiet der Tagfalter noch der Förderung. So stellen in der Umgebung von Weilmünster xerotherme, trocken-heisse, offene und sonnenbeschienene Strassenränder und seltenere landwirtschaftliche Ackerbrachen in der Natur die einzigen Idealhabitate für die adulten Stadien diese Schmetterlingsart dar.
Nach der Distanzsichtung eines Schwalbenschwanz-Falters im Jahre 2002 auf dem Bielerberg und dem Fund einer Schwalbenschwanzraupe am Landstrassenrand zwischen Langenbach und Rohnstadt vor ca. 7 Jahren ist die neuerliche Registrierung von adulten Schwalbenschwänzen am 18.7.2017 bei hohen Temperaturen und strahlender Sonne auf einer mit Weberkarden bestandenen Ackerbrache am Kirberg zwischen Weilmünster und Rohnstadt ein besonders erfreulicher Wiederfund dieses Schmetterlinges der Familie der Ritterfalter (Papilionidae), zu welcher in Europa neben 2 weiteren, südeuropäischen Arten der Gattung Papilio noch die Apollofalter der Gattung Parnassius, der Segelfater Iphiclides podalirius, die Osterluzeifalter der Gattung Zerynthia und der Falsche Apollo Archon apollinus zählen. Das Verbreitungsgebiet des Schwalbenschwanzes dehnt sich über das gesamte Europa, Norwestafrika, Kleinasien über Ostasien bis Japan hin aus. Auch in Nordamerika kommen Unterformen des Falters vor.
Schwalbenschwanz Papilio machaon am 18. Juli 2017 an Weber-Karden auf einer Ackerbrache bei Weilmünster
Fotografische Begleitung des Nestbaues eines Mehlschwalben-Paares (Delichon urbica)
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
19. Juli 2017
Glücklicherweise hat sich die bisweilen gehegte Befürchtung, mit zunehmendem Strassenbau, Flächenversiegelung und dem Verschwinden von Bauernhöfen mit Fachwerkgebäuden und unzementierten Hofflächen würden auch die Schwalben aus den ländlich sturkturierten Wohnsiedlungen verschwinden, da sie so kein Baumaterial für ihre Nester mehr finden würden, als unzutreffend herausgestellt. Trotz widrigester Bedingungen bei der Ressourcenversorgung finden Schwalben auch heute in der modernen Welt immer noch geügend Stellen mit freiliegender Lehm- und Tonerde die noch nicht mit Zementdecken zugeschmiert worden sind so dass ihnen immer genügend Baumaterial für die Reparatur und Neuanlage der Wände ihrer bemerkenswerten Nester zur Verfügung steht.
Wie lange dauert nun der Bau eines aus etwa 1 Pfund feuchter Tonerde bestehenden Nestes, einer beachtlichen Menge Werkmaterial das ja von den nur 2 Baumeistern in unzähligen Flügen und nur im Schnabel transportiert oder verschluckt und wiederausgespuckt erstmal zum Bauplatz transportiert werden muss, bevor es dort kunstvoll zu einer stabilen Nestwand zusammengeformt wird, die Brut und 1 Elterntier tragen und jeglicher Witterung standhalten muss ?
In Weilmünsters Ortskern finden sich aktuell 2 Schwalbenarten sehr unterschiedlicher Ökologie: die Uferschwalbe Riparia riparia und die Mehlschwalbe Delichon urbica. Während die Uferschwalben ausschliesslich über dem ortsnamensgebenden Fliessgewässer entlangfliegen und ihre Nester in Erdhöhlen von Ufersteilwänden anlegen besiedeln nur die Mehlschwalben den gewässerferneren Ortsbereich, fliegen in Strassenzüge mit Giebeldachgebäuden ein und bauen dort unter den regengeschützten Dachkanten am vertikalen Mauerwerk ihre typischen Nester. Das Bausystem bleibt dabei immer das selbe: Nachem ein Schwalbenpaar sich gefunden und zum Nestbau entschlossen hat beginnt es, an einer geeigneten Stelle etwa 10-15 Zentimeter unterhalb der Dachkante erste Lehmklümpchen an die vertikale Aussenmauer zu kleben, welche zu einem Halbmondförmigen Nestboden aufgestockt und hochgezogen werden. Dieser Baumaterialansatz wird dann zuerst zu einer Halbschale erweiteret, in welcher die bauenden Vögel, die sich zuerst an der kahlen Wand festkrallen mussten, Platz nehmen können um so bequemer mit dem Nestbau, der dann sukzessive schneller voranschreitet, fortfahren zu können. Die Aussenwand wird dann topfförmig schrittweise bis an die horizontale Dachkante hochgezogen und dort - mit Ausnahme eines schmalen Einflugschlitzes - befestigt.
Im Juni glückte dem CID Institut die durchgehende Beobachtung eines Schwalbennestbaues vom ersten Moment der initialen Bauphase am 1.6.2017 bis zur weitgehenden Fertigstellung des Nestes nach 2 Wochen, wobei der Ausbau der Verbindung zwischen Nestseitenwand und Dachkante sich aber noch über längere Zeit bis zum 30.6.2017 hinzog.
1. Tag
Beginn des Nestbaues am 1. Juni
2. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 2. Juni
3. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 3. Juni
4. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 4. Juni
6. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 6. Juni
9. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 9. Juni
10. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 10. Juni
14. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 14. Juni
17. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 17. Juni
30. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 30. Juni.
Ein brütender Elternvogel ist im Nest.
Auch wenn das Nest auf dem Niveau nach 4 Wochen Konstruktionszeit nun fertiggestellt zu sein scheint, so geht die Werktätigkeit der nistenden Schwalben doch unaufhörlich weiter. Kontinuierlich wird die Nestwand ausgebessert, perfektioniert und repariert. Dies wird sich auch in den Folgejahren fortsetzen, doch ist natürlich noch nicht absehbar, ob dasselbe Schwalbenpaar, das das Nest gebaut hat, dort im Frühsommer 2018 wieder einnisten wird, ob Nachkommen der eigenen Brut von Juli 2017 dies tun werden oder ob ganz andere Vögel das Nest nutzen werden, das sie allerdings zuerst einmal entdecken müssten, denn auf den Nest-Standort sind natürlich nur die Erbauer und Bewohner "geprägt".
49. Tag
Fortschritt des Nestbaues am 19. Juni.
Das Nest ist mit 4 Jung-Schwalben besetzt
Über die bemerkenswerte Fähigkeit mancher Hautflügler (HYMENOPTERA / Wespen, Hornissen, Hummeln) zur Nahrungsaufnahme in Extremstellungen
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
11. Juli 2017
Wenn man starken Hunger hat dann isst man sein Brötchen, egal wo man sich gerade befindet. Solche allgemeinen Lebensweisheiten bezüglich der Befriedigung von lebenserhaltenden Grundbedürfnissen gelten nicht nur für Menschen sondern auch in der Tierwelt. Doch sind Tiere mangels sozialer Rücksichtnahmen anderen Rahmenbedingungen ausgesetzt als Menschen. Isst ein Kollege, dann lässt man ihn in Ruhe und stört ihn nicht mit belästigenden Fragen etc. solange bis er mit dem Kauen aufgehört hat. Bei Tieren ist das anders, Mundraub während des Verzehrs von Nahrung ist das Alltagsgeschäft. Aus diesem Grunde müssen sich Tiere nach dem Beutefang oft an Extrempositionen zurückziehen um dort ungestört ihr gerade gefangenes Essen zu sich nehmen zu können. Bereits beschrieben ist in diesem Zusammenhang das "Beuteflugverhalten von Milanen" in einem vorangegangenen Artikel dieser Schriftenreihe (Artikel vom 8.1.2015 Naturkundliche Notizen 1).
Insekten können dank ihrer hochentwickelten und spezialisierten Körperteile auch kopfüber bzw. mit dem Körper nach unten hängend und der Schwerkraft entgegenwirkend sich an der Unterseite von Gegenständen festhalten und sich dort auch fortbewegen. Selbst an Metallstangen mit polierten, glatten Oberflächen finden sie dank der Krallen an den Tarsen (Füssen) ihrer 3 Beinpaare noch Halt. Dabei haben sie sogar die Fähigkeit den horizontalen Untergrund mit 4 ihrer 6 Beine loszulassen und - mit dem Kopf nach unten hängend und nur gehalten durch ihr letztes Beinpaar - die vorderen Gliedmassen zum Halten und Bewegen der Beute beim Zerkleinern der Nahrung mit den Mandibeln (Kauwerkzeugen) zu benutzen. Dies sei am Beispiel der folgenden Bildserie anschaulich visuell dargestellt.
Deutsche Wespe (Vespula germanica) beim Anflug an eine horizontal verlaufende Metallstange und beim Verzehr ihrer Beute mit herabhängendem Kopf, wobei sie sich letztendlich nur noch mit den Krallen der beiden Hinterbeine am Untergrund festhält.
Beobachtung vom 6.9.2016 / Wissenschaftsgarten.
Auch die grössten heimischen Wespen, die ebenfalls zur Gruppe der Sozialen Faltenwespen zählenden Hornissen (Vespa crabro) verfügen über die Fähigkeit zum Nahrungsverzehr mit kopüber herabhängendem Körper wobei sie sich nur noch mit den beiden Hinterbeinen festhalten. Ein solches Beispiel ist in der Folge anhand der Fotodokumentation einer Hornisse im Mehlbachtal bei Weilmünster dargestellt, welche aus dem Fluge heraus ein Beutetier an einer Distel ergreift und mit den vier vorderen und mittleren Beinen festhält und dreht, während sie sich mit den Krallen der beiden Hinterbeine am Distelblatt festhakt und ihren Körper während der Nahrungsaufnahme herabhängen lässt.
Hornisse (Vespa crabro) beim kopfüber herabhängenden Beuteverzehr eines Coleopteren. Beobachtung vom 18.6.2017 im Mehlbachtal.
Etwas fernere Verwandte der Wespen innerhalb der Hymenopteren sind die Hummeln. Im Gegensatz zu den Wespen und Hornissen ernähren sie sich weniger als Prädatoren von gefangenen Beutetieren sondern nehmen hauptsächlich pflanzliche Nahrung in Form von Nektar, Pollen oder Blütenstaub auf. Somit haben sie also im Prinzip jederzeit alle ihre 3 Beinpaare ausschliesslich zum Stabilisieren ihrer Position und zum Festhalten frei, da sie ihre Extremitäten nicht zum Beutefang und Beute-Transport benötigen. Daher können sich sich auch leichter als Wespen an herabhängenden Pflanzenteilen und Blüten festhalten und kopfüber an diesen Herummanöverieren. Doch gelegentlich ist auch bei Hummeln ein merkwürdiger Sonderfall des "sich Hängenlassens" zu beobachten, welches dem vorangehend geschilderten Hänge-Fressverhalten von Wespen und Hornissen ähnelt, aber vermutlich bei Hummeln eher einer Herabhängenden Ruhestellung oder Schlafhaltung entspricht.
Hängende Hummel (Bombus lucorum - Königin) an Sommerflieder zur Mittagszeit, vermutlich in Schlafposition.
Beobachtung vom 13.9.2016 im Wissenschaftsgarten.
Kopfüber speisende Ackerhummel (Bombus pascuorum) an Digitalis.
Beobachtung vom 8.8.2016 im Wissenschaftsgarten.
Sonntäglicher Rettungseinsatz der Weilmünsterer Feuerwehr für einen, aus seiner Salweiden-Baumhöhle gestürzten Grünspecht (Picus viridis) Nestling.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
6. Juli 2017
Auf Grund des ausserordentlichen Lärmes, welchen die jugendliche Besatzung eines Grünspecht-Nestes in Erwartung der mit eingesammeltem Futter zur Baumhöhle zurückkehrenden Eltern-Vögel erzeugte, wurde das CID Institut auf das Brutgeschehen in einer Spechtöhle im Stamm einer direkt dem Institutsküchenfenster gegenübergelegenen Salweide (Salix caprea) aufmerksam. Die Existenz der Specht-Nesthöhle auf etwa 6 Metern Stammhöhe war bereits vor mehreren Jahren registriert werden und ein Grünspecht-Paar gehört seit Jahrzehnten zur Stammbesatzung des das heutige CID Institutsgebäude umgebenden Waldgartens, doch war bisher in keinem der Vorjahre eine Spechtbrut bemerkt worden. Die Institutsmäzenin fütterte das Spechtpaar jedoch gezielt seit Jahren mittels eines im Garten aufgestellten Kiefernstammes in dessen Rindenrisse sie Mandeln und Haselnüsse verbarg, welche die Spechte dann, nachdem sie diese laut mit ihrem Namen "Spechti" gerufen hatte, unverzüglich abholten. Die Vögel näherten sich beim Gerufenwerden sogar bis in eine nahestehende Birke im Nachbargarten an und antworteten mit Schreien auf die Rufe.
Erster diesjähriger Auftritt des CID Instituts-Grünspechtes im Botanischen Institutsgarten am 2. März 2017
Am 3. Juli 2013 stürzte ein noch nicht vollkommen flugfähiger Grünspecht-Jungvogel in den CID Institutsgarten und hüpfte dort auf dem Gartenboden herum, wobei er in Gefahr geriet, Opfer einer Katze zu werden. Der Vogel wurde aufgenommen, gefilmt, über Nacht im Haus untergebracht und gefüttert und am nächsten Vormittag wieder in den Garten gesetzt, wo er erneut zu Fliegen begann.
Im Botanischen Institutsgarten abgestürzter Grünspecht-Jungvogel am 2. Juli 2013
Nachdem am 26. Mai 2017 die lautstarke Aktivität in der Spechthöhle bemerkt worden war, starteten sofort Versuche, den Ein- und Ausflug des bzw. der fütternden Elterntiere in das Nest zu fotografieren oder zu filmen, was leider mehr oder weniger misslang. Allerdings konnten einige Portraits der Jungvögel aufgenommen werden, welche im Nest pausenlos schreiend ihre Hälse zum Einflugloch hin reckten und bisweilen auch herausschauten. Eine kurze Videosequenz zeigt dann die in kurzen Sekundenbruchteilen die im Nest fütternde Mutter, die die äussere Umgebung fest im Auge behielt.
Specht--Nestlinge warten auf Futter
Grünspecht äugt während der Fütterung ängstlich aus dem Nest
Am 28. Mai 2017 und weit entfernt von jeglicher Fähigkeit selbständig zu Fliegen kam es nach 2 Tagen Portraitfotografie aus der Distanz dann zu dem merkwürdigen Ereignis, das eines der Grünspecht-Babies durch das Einflugloch nach Aussen kletterte und den Baumstamm herabstürzte wo es zufällig vom CID Instituts-Staff am Ende einer Wanderung gefunden wurde.
Am 28. Mai aus dem Spechtnest gestürzter Jungvogel
Der Jungvogel wurde sofort aufgenommen und in Sicherheit gebracht und die Technik seines Zurücksetzens ins Nest erörtert. Zur Fütterung durch seine Mutter wurde er zuerst auf dem Hausdach des Institutsgebäudes abgesetzt doch diese ignorierte seine Schreie bei ihren Fütterungsanflügen. Da die Leiter des CID Institutes nicht ausreichte um gefahrlos in die erforderliche Höhe des Spechthöhleneinganges zu gelangen informierte das CID Institut die Feuerwehr Weilmünster deren Wehrführer, Herr Pfeiffer sich nach Erläuterung der Problemlage dann auch sofort bereit erklärte, an den Neststandort zu kommen und zu helfen.
CID Instituts-Leiter mit dem jungen Grünspecht
Grünspech (Picus viridis) Baby
Grünspecht-Baby in Fütterungs-Erwartungs-Haltung
Wenige Minuten nach der Kontaktaufnahme mit der Feuerwehr Weilmünster war diese mit einem Leiterfahrzeug und drei Mann Besatzung zur Stelle. Nach der Begutachtung des unglückseeligen und mangels Federpracht auch wenig repräsentabel dastehenden Grünspechtes und des hohen Nesteinganges wurde das Leiterfahrzeug in Position gebracht, der Specht an die Feuerwehrmitarbeiter übergeben und dieser in einem beherzten Rettungseinsatz wieder in sein Nest zurückgebracht.
Positionierung des Leiterfahrzeuges vor der Salweide mit der Spechthöhle
Übergabe des Specht-Babies an die Feuerwehrleute
Aufstieg des Wehrführers mit dem Spechtbaby zum Nesteingang
Zurücksetzten des Specht-Babies durch Herrn Pfeiffer in die Nesthöhleneingang
Registrierung von drei bisher nicht bestätigten Tagfalter-Arten (LEPIDOPTERA: Hesperiidae / Dickkopf-Falter) im Juni 2017 in Weilmünster.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster
3. Juli 2017
Seit Beginn der fotografischen Bestandserfassung und systematischen Präsentation der in den Naturräumen von Weilmünster nachgewiesenen Tagfalter Arten durch das CID Institut bzw. die Bildagentur Foto CID / Projekt: Natur des Weiltales im April 2013 sind in der Tagfalter-Dokumentation der Schriftenreihe Natur das Weiltales 31 Schmetterlingsarten gesichtet, präsentabel fotografiert und bestimmt worden. 15 davon sind Edelfalter (Nymphalidae), 8 Weisslinge (Pieridae) und weitere 8 zählen zur Familie der Bläulinge (Lycaenidae). In den vergangenen 4 Jahren Fotoexkursions-Tätigkeit ist somit kein einziger Dickkopf-Falter aus der Familie HESPERIIDAE dokumentiert worden.
Die Präsenz keiner der oben angegebenen und in der Bilddatenbank SCHMETTERLINGE WEILMÜNSTERS in der Schriftenreihe NATUR DES WEILTALES abgebildeten Schmetterlingsarten stellt eine Überraschung dar, vielmehr handelt es sich um die für die Naturräume Weilmünster typischen und unbedingt zu erwartenden Arten. Auch ist bisher die Schmetterlingsfauna Weilmünsters keineswegs vollständig von der naturwissenschaftlichen und landeskundlichen Bildagentur erfasst und abgebildet worden, es sind mit hoher Wahrscheinlichkeit noch einige weitere Tagfalterarten in den Orts-Naturräumen des Möttbach-, Weil und Bleidenbachtales sowie auf den dazwischenliegenden Höhenzügen zu erwarten. Nur - sie sind im Verlauf der bisher allerdings auch nicht flächendeckend und - wie es zur vollständigen systematischen Inventarisierung notwendig wäre - über den gesamten Jahreszeitaum ausgedehnten Bestandsaufnahme gesichtet und fotografiert worden. Zwei weitere Tagfalter könnten der Bestandsliste eigentlich schon hinzugefügt werden und zwar der Schwalbenschanz (Papilio machaon Fam.: PAPILIONIDAE), welcher in zurückliegenden Jahren vor 2010 bisher 2 mal in Ortsnähe gesichtet wurde und zwar am Bielerberg und auf den Wiesen der Gärtnerei Hammer sowie einmal als Raupe an der Strasse zwischen Langenbach und Rohnstadt und desweiteren auch der Schillerfalter (Apatura iris Fam.: NYMPHALIDAE) der 2003 noch in der Umgebung der Steinbrüche zwischen Möttau und Altenkirchen flog, doch konnten die Beobachtungen trotz grosser Aufmerksamkeit nach 2010 nicht verifiziert werden und fehlt daher auch die Voraussetzung der Aufnahme in die Fotodatenbank in Form einer präsentablen Original-Fotografie als Existenznachweis durch die Bildagentur Foto CID.
Im Jahr 2017 sind bisher auf den ersten Blick Tagfalter in enorm grosser Zahl zu sehen, was an den für die Vermehrung und den Flug günstigen Witterungsbedingungen in diesem Jahr liegen mag, aber nicht zuletzt auch daran, dass Landwirtschaft und Gärtnerei in Weilmünster dankenswerterweise fast vollständig auf den Einsatz von Pestiziden verzichten und so die Tagfalterpopulationen durch diesen Faktor nicht dezimiert werden - zur Freude der Vogelwelt. Die 3 Dickkopffalter-Arten wurden so auf 2 Fotoexkursionen im Mehlbachtal und am Weilmünsterer "Weinberg" zwischen Nassauer Strasse und Eppenbachtal gesichtet und dort jeweils auf Brachflächen mit ungestörter, blütenreicher und sehr Arten-diverser Wildwuchsvegetation.
Auch die 3 "neuen" Dickkopffalter sind - wie alle anderen bisher nachgewiesenen Schmetterlinge - keineswegs seltene Arten sondern zählen zu den typischen Brachland, Ruderalflächen, Waldränder, Hochstaudenfluren und Wildwiesen besiedelnden Tagfalterarten. Warum sie bisher, das heisst seit 2010 von Foto CID noch nie fotografisch erfasst wurden ist eigentlich kaum erklärbar, denn die im Juni 2017 besuchten Brachflächen sind eigentlich regelmässige Exkursionsziele in jedem bisherigen Jahr gewesen. Doch auch Schmetterlingen mag eigen sein, das sie selbst über ihr Gesehenwerden bestimmen und besonders von Dickkopffaltern könnte man solches erwarten.
Die Erscheinungsform aller 3 Hesperiiden, also ihr körperliches Aussehen, ist fast identisch, ebenso ihre Angewohnheit, sich auf exponierten Pflanzenteilen niederzulassen und dort Sitzwarten in die Sonne einzunehmen. Gelb-ocker- und rostbraun getönt sind ihre Flügel, welche sie zumeist in "Delta"-Form aufklappen und mit 2,5-3,5 cm Fügelspannweite zählen sie zu den kleinsten einheimischen Tagfaltern.
Die Artbestimmung gerade dieser 3 Hesperiiden ist nicht unkompliziert, denn zuerst sind Männchen und Weibchen in minimalen Details unterschiedlich gezeichnet und dann sind die optischen Hauptbestimmungsmerkmale, nämlich die Form und Zeichnung der Duftschuppen-Makel auf den Flügeloberseiten, von Natur aus sehr variabel und nur vorübergehend sichere Bestimmungsparameter, denn Flügelschuppen sind oft nur am frischgeschlüpften Tier vollständig vorhanden und gehen mit den Lebenstagen und unter Witterungseinfluss schnell verloren. So bleiben als zweite, sichere Bestimmungsmerkmale die Fühlerkolben der Falter bzw. die Färbung derer Ober- und Unterseiten der Fühler, doch um diese anhand von Fotografien sicher und von allen Seiten exakt sichtbar untersuchen zu können müssen aus allernächster Nähe der Falter Makrofotografien aus verschiedenen Blickwinkeln vom "Gesicht" der Tiere gelingen - und diese sind hochsensibel, sehr scheu und schnell. Zudem fliegen 2 der Arten Thymelicus lineolus und Thymelicus sylvestris etwa zeitgleich im Jahr und besiedeln dieselben Habitate so dass es bei den unruhigen und hochaktiven Tieren, die permanent durcheinanderflattern, schwierig ist zu wissen, ob der Falter, dem man mit der Kamera von einer zur nächsten Blüte folgte dort überhaupt noch derselbe ist.
Anhand der Resultate der fotografischen Bestandsaufnahme konnten folgende 3 Dickkopffalter-Arten identifiziert werden:
Ochlodes venatus
Rostfarbiger Dickkopffalter
Der Rostfarbige Ochlodes- unterscheidet sich von den Braun- und Schwarzkolbigen Thymelicus-Dickkopffaltern insbesondere dadurch, dass die Felder am Flügelhinterrand, die die Zwischenräume zwischen den dunkleren Streifen der Flügeladerungen bilden, deutlich erkennbar dunkelbrauner gefärbt sind als der hellrostbrauner gefärbte Vorderrand der Flügel. Bei den Thymelicus-Arten liegt eine einheitlichere Farbtongebung der gesamten Flügelfläche vor, während der Flügelhinterrand von Ochlodes venatus ansatzweise einem Schachbrettmuster ähnelt.
Bei Ochlodes-Dickkopffaltern ist zudem der schwarze Duftschuppenstrich oder -fleck, auch Flügelmakel genannt, am stärksten und deutlichsten ausgeprägt, so dass die Männchen dieser Art unverwechselbar sind wobei den Weibchen der Duftschuppen-Strich fehlt, so dass diese zuerst nur anhand der hell-dunkel Farbtönung der Flügel ihren männlichen Artgenossen zugeordnet bzw. von Thymelicus-Weibchen getrennt werden können.
In Weilmünster fliegt Ochlodes venatus im Juni auf den Hochstaudenfluren im Mehlbachtal, einem Habitat gekennzeichnet von ungestörten Feuchtwiesen und stark verbuschter Waldrandvegetation.
Thymelicus sylvestris
Braunkolbiger Braun-Dickkopffalter
Auch der Braunkolbige Braun-Dickkopffalter Thymelicus sylvestris hat eindeutige Erkennungsmerkmale, zumindestens das Männchen. Bei ihm ist der Duftschuppenstrich feiner bzw. dünner, langgestreckter und etwas gebogen ausgeprägt, die Flügelfarbtönung ist einheitlicher hell-ockerbraun im Unterschied zum mehr hell-dunkel gefleckten Ochlodes venatus.
Dem Weibchen von Thymelicus sylvestris fehlt ein Duftschuppen-Makel auf der Flügeloberseite und somit ist es dem Weibchen der zweiten Thymelicus-Art zum Verwechseln ähnlich. Das Unterscheidungsmerkmal zu Thymelicus lineolus besteht denn auch darin, dass - wie der deutsche Name der Falter schon nahelegt - die Fühler bzw. deren Unterseiten und insbesondere deren Fühlerkolben bei Thymelicus sylvestris ockergelb gefärbt sind (siehe Bild), während Thymelicus lineolus Falter dunkelbraune bis schwarze Fühlerunterseiten haben.
Thymelicus sylvestris fliegt schon im Juni und während des gesamten Juli in Weilmünster auf der Brachfläche am Weinberg Weilmünster, welcher einst den Gemarkungsnamen Lorbeerkrone trug.
Thymelicus lineolus
Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter
Bei dem dritten der 3 sehr ähnlich aussehenden Dickkopf-Falter ist nun bei Thymelicus lineolus der Duftschuppenstrich auf der Vorderflügel-Oberseite nur sehr schwach und dünn ausgeprägt und fast unerkennbar oder fehlt bisweilen sogar gänzlich, so dass zwischen Männchen und Weibchen nur kaum erkennbare Unterschiede existieren, während die Färbung der Gesamtflügelfläche relativ einheitlich getöntes Ockergelb ist. Kennzeichen der Art ist daher die fehlende Ockergelb-Färbung der Fühlerkolben-Unterseite bzw. genauer gesagt, die dunkelbraun bis schwarz Färbung dieses Körperteiles.
Thymelicus lineolus fliegt zeitparallel zu Thymelicus sylvestris und besiedelt ebenso dasselbe Habitat wie die Schwesterart, nämlich die Brachfläche am Weilmünsterer Weinberg.
Zusammen mit den 3 neu nun im Juni 2017 nachgewiesenen Hesperiiden und den im letzten Jahrzehnt gesichteten und deutlich selteneren Papilioniden und Nymphaliden Schwalbenschwanz und Segelfalter, welcher sicher unbemerkt auch heute noch rund um Weilmünster leben, erhöht sich somit die Zahl der von CID Institut bzw. Foto CID zwischen 2002 und 2017 registrierten Tagfalter auf insgesamt 36 Arten.
Das ist für Weilmünster schon etwas besonderes Erfreuliches.
Eine Publikation der Schriftenreihe Naturwissenschaften
des CID Verlag, Weilmünster.
sitz
CID Institut
c/o Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger
Nassauer Strasse 23 a
D - 35789 Weilmünster
kontakt
http://www.cid-institut-en.blogspot.com
cid.institut@gmail.com
00 49 (0) 152 - 10 84 20 87
00 49 (0) 160 - 335 30 21 What´s App
impressum
Text und Fotos (wenn kein anderes Zitat oder Bildautor genannt):
Dipl. Biol. Peter Zanger / Foto CID
titelfoto
Megachile parietina (Chalicodoma muraria) Geoffroy in Fourcroy 1785
Die als ausgestorben geltende Mörtelbiene (Schwarze Mauerbiene)
an Schlafmohnblüte im Botanischen Gartendes CID Institutes Weilmünster
RJBICIDW
Lorbeerkrone Weilmünster (Weinberg)
Foto CID 5. Juni 2018